Wird die Zukunft weiblich? :: Pfannenstiel-Tagung 2009

Die CVP des Bezirks Meilen wollte an der Pfannenstiel-Tagung vom 24. Oktober 2009 wissen, ob Frauen in Beruf und Politik auf dem Vormarsch sind. Die Antwort fiel skeptisch aus. 
Die Debatte, zu der die CVP des Bezirks Meilen geladen hatten, führte zu keinem eindeutigen Ergebnis. CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer sagte zwar, dass in der Politik eindeutig eine Verweiblichung stattfinde, da mehr Frauen gewählt würden. Dies führe zu einer ökologischeren und sozialeren Stossrichtung. Michèle Etienne, Geschäftsleiterin des Frauen-Netzwerks Get Diversity, konnte aber weniger Gutes berichten. Nur gerade 7 Prozent der Geschäftsleitungsposten in grössern Firmen würden von Frauen bekleidet. In den KMU sei das Geschlechterverhältnis noch unausgeglichener. Ein Problem sei die «Unsichtbarkeit» der Frauen, weil diese nicht den Old-Boys-Netzwerken angehörten.
Der von Nicole Lauener verkündete Megatrend «Female Shift» (weiblicher Wandel) sei gar keiner, meinte hingegen der Zürcher Soziologieprofessor Beat Fux und nannte als Beispiel die Universität. Zwar machen mehr Frauen die Matur als Männer, danach aber nimmt mit jeder Stufe wie Lizenziat, Dissertation und Professur der Frauenanteil ab. Fux’ Fazit: Es ist extrem schwierig, die gesellschaftlichen Hindernisse für berufstätige Frauen abzubauen. Dem pflichtete Schmid-Federer bei. Frauen erhielten eine teure Ausbildung, doch sobald sie das erste Kind bekommen hätten, kämen Vorwürfe, sie vernachlässigten den Nachwuchs. Sie propagierte daher die Idee von der kinderbetreuenden «Grossfamilie» inklusive Nachbarschaft, die der Frauenbund Alliance F unter dem Titel «2020» lanciert hat.
Gemäss Schmid-Federer wird es so oder so eine höhere Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt geben. Erst die letzten zwei Generationen konnten es sich dank ihres Wohlstands leisten, die Frau am Herd zu belassen. Das ist jedoch bereits wieder vorbei, die meisten Familien brauchen zwei Einkommen.
Nadja Lang, die im Zollikerberg wohnhafte stellvertretende Geschäftsführerin der Max-Havelaar-Stiftung, schlug vor, bei den Männern anzusetzen. Diese müssten sich darüber klar werden, wie viel Zeit sie in die Familie investieren wollten. Doch in einem Land mit einem SVP-Wähleranteil von 30 Prozent sei das alte Familienbild stark verankert.Eine Stimme aus dem Publikum doppelte nach: Heutigen Studentinnen stellte sich wieder häufiger die Frage, ob die Kinder nicht zu kurz kämen, wenn die Mutter arbeite. Für die vier Diskussionsteilnehmerinnen immerhin scheint das kein Problem: Sie sind alle berufstätig und haben trotzdem Kinder.
(Tages-Anzeiger)